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T-Media-Artikel zur Kampagne gegen Jugendarmut
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„Generation Prekär – Jugendliche am Arbeitsmarkt"

Veranstaltung mit Prof. Dr. Heinz Bierbaum am 16.06.11

Auf Einladung des saarländischen Bündnisses gegen Jugendarmut sprach Prof. Dr. Heinz Bierbaum in den Räumen der Peter-Imandt-Gesellschaft (Futterstraße 17-19, 66111 Saarbrücken) am 16. Juni zu dem Thema „Generation Prekär – Jugendliche am Arbeitsmarkt".

Während über Alters- und Kinderarmut in Talkshows, Wissenschaft und Parlament offen debattiert wird, gerät die Gruppe der Jugendlichen aus dem Blickfeld. Dabei sind gerade die Heranwachsenden diejenigen mit den höchsten Armutsrisikoquoten.

Die Bundestagsabgeordnete Abgeordnete Yvonne Ploetz zu den neuesten Zahlen der Bundesregierung: „Bei den Unter-18-jährigen liegt die Armutsgefährdungsquote bei 18,7 Prozent, unter den 18- bis 25-Jährigen sind sogar 22,9 Prozent arm oder von Armut bedroht. Wie sehr die Armut von Jugendlichen inzwischen zu einem strukturellen Problem geworden ist, zeigt die Tatsache, dass die Quote sich mit 22,9 Prozent gegenüber 23,3 Prozent im Jahr 2005 kaum verändert hat. Das Saarland steht dabei noch schlechter da, mit 19,5 Prozent bei den unter 18-Jährigen und 24,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen. Armut hat in Deutschland und im Saarland leider ein jugendliches Gesicht.“

Trotz dieser gravierenden Situation ist das Problem der Jugendarmut bisher nur oberflächlich erforscht und nur unzulänglich politisch aufgegriffen worden. Dies möchte ein breites Bündnis gegen Jugendarmut in Dillingen, im Saarland und bundesweit ändern. Entwickelt wurde dazu die breit angelegt Kampagne „Jugend.Arm?Mut!“ eines sozialen Bündnisses.

Der Referent ist Parlamentarischer Geschäftsführer der LINKEN im Saarland, stellvertretender Parteivorsitzender der Bundespartei und Professor für Betriebswirtschaft. Er beschreibt, dass Arbeitserfahrung für viele junge Erwachsene heißt, schlecht bezahlte Praktika zu absolvieren und befristete Jobs anzunehmen, die sich mit Zeiten der Arbeitslosigkeit abwechseln. Ihre Aussicht auf eine Karriere ist oft schon am Anfang ihrer Berufslaufbahn gescheitert. Wie ist es möglich, ihre Aussichten zu verbessern?

INFOKAMPAGNE GEGEN JUGENDARMUT

Talkshow zum Thema Jugendarmut: Eine verlorene Generation?

Am Freitag, 12. August, 18.00 Uhr, im VHS-Zentrum, Schlossplatz

Am Internationalen Tag der Jugend findet eine Talkshow unter dem Titel „Jugendarmut – Eine verlorene Generation?“ im Saarbrücker VHS-Zentrum statt. Dazu lädt das Saarländische Bündnis gegen Jugendarmut mit seiner Initiatorin Yvonne Ploetz, MdB, herzlich ein.

Prof. Dr. Christoph Butterwegge (Professor für Politikwissenschaft an der Universität in Köln), Klaus Farin (Schriftsteller und Leiter des Archivs der Jugendkulturen in Berlin), Paul-Georg Berthold (Sozialarbeiter und Theologe, Kampagne gegen Jugendarmut im Saarland), Yvonne Ploetz (MdB, Fraktion DIE LINKE. im Deutschen Bundestag) und Dennis Kahle (Vorsitzender des RCDS – Ring Christlich-Demokratischer Studenten) diskutieren über prekäre Lebensverhältnisse junger Menschen und Perspektiven gegen Jugendarmut.

Moderiert wird die Runde von Ulrike Herrmann, Journalistin der taz - Die Tageszeitung. Die Eröffnung übernimmt Oskar Lafontaine, MdL – Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. im Saarländischen Landtag.

Um Anmeldung wird aus organisatorischen Gründen gebeten.

Weitere Veranstaltungen des BÜNDNIS' GEGEN JUGENDARMUT : www.jugend-armut.de

 

Bündnis gegen Jugendarmut: Breit angelegte Kampagne gestartet

„Im Durchschnitt ist fast jeder fünfte Jugendliche in Deutschland arm oder von Armut bedroht. Bei den unter 18-Jährigen lag die Armutgefährdungsquote im Jahr 2009 bei 18,7 Prozent. Bei den 18 bis 25-Jährigen waren sogar 22,9 Prozent betroffen. Das ist ein unerträglicher Zustand", sagt Yvonne Ploetz.  Interessanterweise liegt die durchschnittliche Armutsquote der Gesamtbevölke­rung laut Statistischem Bundesamt bei 15  Prozent. Die Jugendlichen leiden also wesentlich stärker unter dem Armutsproblem als alle übrigen Altersgruppen. Die entsprechenden Zahlen ergeben sich aus einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Abgeordneten Ploetz an die Bundesregierung von Ende März dieses Jahres.

Für das Saarland ergibt sich bei den 18- bis unter 25-Järhigen gar eine Armutsquote von satten 24,6 Prozent. "Diese Quote ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass der Niedriglohnsek­tor im Saarland stärker als in anderen Bundesländern ausgebaut ist", meint Ploetz. Andere Fak­toren, die das Problem der Jugendarmut regelmäßig zusätzlich begünstigen sind die vielzitierten unbezahlten Praktika, Niedriglohnjobs, Leiharbeit und Zeitverträge.

Yvonne Ploetz, eine der schlagkräftigsten Stimmen gegen Jugendarmut im Deutschen Bundestag, geht nun gemeinsam mit einem breiten Bündnis an Kooperationspartnern mit einer eigens entwi­ckelten Kampagne gegen das Problem vor: "Gegen Jugendarmut!" heißt die Veranstaltungsreihe, die auf das Problem aufmerksam machen und für entsprechende Lösungsansätze sorgen soll.

„Mit unserer breit angelegten Veranstaltungsreihe wollen wir auf das Problem aufmerksam machen, die Öffentlichkeit sensibilisieren und ein entsprechendes Bewusstsein schaffen. Das ist die erste Voraussetzung, um  an den bestehenden Zuständen etwas zu ändern“, sagt Dagmar Trenz, jugendpolitische Sprecherin der Linken im Regionalverband Saarbrücken, die sehr engagiert an der Organisation der Reihe mitwirkt. Und der Zuspruch zu den Vorträgen und Events der Kampagne ist groß. Bereits bei der ersten Vortragsveranstaltung im März, als Prof. Dr. Roland Merten (Staatssek­retär im Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) einen Einblick in die sozialen Ursachen der Jugendarmut vermittelte und zugleich Möglichkeiten einer neuen, sozial ausgewoge­nen Politik aufzeigte, lief die Interessierten in Scharen auf.

Am 28. April folgt im Jugendhaus Dillin­gen demnächst die zweite Veranstaltung unter dem Thema „Gesichter von Jugendarmut“, in der Ronald Lutz, Professor an der Fakultät für Sozialwesen an der Fachhochschule Erfurt, die Lebenssi­tuation junger Erwachsener darlegt und Wege aus der Armutsfalle vorstellt. Die vielfältigen Aspekte der Jugendarmut sind trotz des gerade vergangenen „Europäischen Jahres gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ (2010) in weiten Teilen der Bevölkerung tatsächlich nicht bekannt. Ein Grund dafür könnte in dem überaus aussagekräftigen Zitat der Kriminologin Ute Claas liegen, das diese einst im Magazin Focus äußerte: „Erwachsene beschäftigen sich zu wenig mit den Problemen von Jugendlichen, sondern viel mehr mit den Problemen, die ihnen Jugendliche machen.“

Auszugsverbot:  
Wer weiß denn schon, dass erwerbslose junge Menschen, die zwar volljährig, aber noch nicht 25 Jahre alt sind, grundsätzlich mit einem sogenannten „Auszugsverbot“ belegt sind und damit in der familiären Bedarfsgemeinschaft verhaftet bleiben? Ein Auszug ist für diese Jugendlichen dann meist nur noch bei besonders schwerwiegenden sozialen Gründen möglich. Diese hat der Jugendliche gegenüber dem Amt natürlich transparent nachzuweisen. Etwas anderes gilt für Abiturienten, die ein Studium beginnen und dadurch in die BAFöG-Förderung wechseln. Wer allerdings gegen seinen Willen zu Hause wohnen bleiben muss, für den dürften nicht selten sich verschärfende familiäre Konflikte oder auch Themen wie Ausbildungsabbruch oder gar Woh­nungs- und Obdachlosigkeit aktuell werden. 

4,13 Euro für gesunde Ernährung:
Schon etwas bekannter und ebenso heiß diskutiert ist das Thema Ernährung und Gesundheit im Bereich der Jugendarmut. Unvergessen sind hier natürlich die oft zitierten Äußerungen Thilo Sarrazins, der im Frühjahr 2008 in seiner damaligen Funktion als Berliner Finanzsenator zu Pro­tokoll gab: „Man kann sich vom Transfereinkommen vollständig, gesund und wertstoffreich ernähren“.  Das sieht die Linke ganz anders. Im Interview mit dem Magazin FORUM erklärt Yvonne Poetz: Jugendliche ab 15 Jahren erhalten einen Tagessatz von 4,13 Euro für Nahrungs­mittel und alkoholfreie Getränke. Als Bundestagsfraktion haben wir beim Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund eine Studie in Auftrag gegeben, die die Kosten einer gesunden Ernährung für Kinder und Jugendliche ermitteln und bewerten sollte. Die Wissenschaftler ziehen das Fazit, dass ein Betrag von 4,13 Euro pro Tag oft überhaupt nicht ausreichend ist.“ In der Studie vom Dezember 2010 heißt es dazu wörtlich: Die Regelsätze seien für eine gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen dann ausreichend, „wenn der Aufwand betrieben wird, konsequent immer die jeweils preiswertesten Lebensmittel zu kaufen und dabei auch Preise verschiedener Einkaufsmöglichkeiten zu vergleichen. Wird diese Forderung gelockert, und werden nur die preiswertesten Produkte in ein und derselben Einkaufsstätte gekauft, reichen die Regelsätze im Jugendlichen-Alter nicht aus, auch wenn von einer niedrigen körper­lichen Aktivität ausgegangen wird.“ In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die Frage, wie die Situation regelmäßig für diejenigen Bürger aussieht, die im ländlichen Raum wohnen und denen aufgrund dieser Tatsache eben keine große Auswahl erreichbarer, unterschiedlicher Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung steht. 

Schärfere Sanktionen gegen Jugendliche als gegen Erwachsene
Zu diesen Problemen kommen weitere Aspekte wie zum Beispiel ein eigenes Sanktionsrecht hinzu. Dieses fällt bei Jugendlichen deutlich schärfer aus als jenes, das bei Erwachsenen zur Anwendung kommt. Wer beispielsweise als Jugendlicher eine von der Arbeitsverwaltung zugewiesene Maßnahme nicht antritt oder abbricht, dem kann der Leistungsbezug sofort um 100 % für drei Monate gekürzt werden. Bei einem zweiten Vergehen folgt dann etwa die Strei­chung der Heizungskosten und der Miete. 

Haltung der Bunderegierung
Wie reagiert eigentlich die Bunderegierung auf der Problem der Jugendarmut? Hier gibt es unter anderem das Modellprogramm „Jugend stärken: Aktiv in der Region“. Mit dem Programm bündelt das Bundesfamilienministerium alle bereits vorhandenen Angebote für Jugendliche, die Unterstützung brauchen, und stärkt damit gleichzeitig die Jugendpolitik in den Kommunen, heißt es auf der entsprechenden Homepage des Ministeriums. Im Grundsatz ist das Programm ein guter Ansatz, das findet auch die Abgeordnete Yvonne Ploetz: „Die Initiative „Jugend stärken“ ist ein notwendiges, wertvolles und sehr erfolgreiches Programm zur sozialen und beruflichen Integration benachteiligter Jugendlicher. Leider plant das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herbe Einschnitte im Sommer dieses Jahres. Förder­gelder sollen drastisch gekürzt werden. Ich werde mit ganzer Kraft dafür kämpfen, dass die Initiative mindestens in gleicher Höhe weiter gefördert wird, denn es kann nicht heißen "Jugend nur mit halber Kraft stärken".

Viel zu tun für DIE LINKE
Dagmar Trenz: „Steter Tropfen höhlt den Stein: Die Linke hat im Deutschen Bundestag zum Beispiel mehrfach Anträge gestellt, damit jugendliche Hartz IV-Empfänger ihr Einkommen aus Ferienjobs auch behalten dürfen. Im Sommer 2010 hat sich die Bundesregierung dann endlich entsprechend entschieden: Die betroffenen Jugendlichen dürfen nun 1.200 Euro verdienen, die nicht auf die Regelleistung angerechnet werden. Zuvor wurde bereits jeder Betrag, der über 100 Euro hinaus­ging, im Regelsatz der Familie angerechnet. Dementsprechend gab es für die jugendlichen Regel­leistungsempfänger keine gesetzlichen Möglichkeiten, ihre finanzielle Situation zu verbessern.“ 

Mitarbeit erwünscht
Wer an der Kampagne „Gegen Jugendarmut!“ mitarbeiten möchte, den laden die Abgeordnete Yvonne Ploetz und ihre Kooperationspartner gerne zum nächsten Koordinierungstreffen ein:  www.jugend-armut.de